Laut einer Umfrage von Phocuswright erwarten 50 Prozent der Reisenden, innerhalb der nächsten zwölf Monate KI zur Reiseplanung zu nutzen. Technologiegiganten wie OpenAI, Anthropic und Google entwickeln derzeit sogenannte „KI-Agenten“, fortschrittliche Systeme, die eigenständig Aufgaben erledigen können, ganz ohne menschliches Eingreifen. Diese Agenten suchen nicht nur automatisch passende Reiseziele, sondern werden schon sehr bald eigenständig Hotels, Flüge und Restaurants für uns buchen.
Früher verlief die Reiseplanung häufig zeitintensiv und mühsam: Nutzer:innen recherchierten auf diversen Portalen, verglichen Preise, lasen Bewertungen und kombinierten die Informationen selbst. Heute erledigen Reisende solche komplexen Suchen zunehmend in einem einzigen Schritt – durch einfache Fragen in natürlicher Sprache - also im Dialog mit einer KI. Statt generischer Anfragen wie „die besten Hotels in Paris“ formulieren Nutzer nun sehr spezifische Anforderungen: „Ich reise im Sommer mit zwei Kindern nach Paris – welche Gegend und welches Hotel empfiehlst du mir?“ Die Antworten von KI-Tools sind präzise, individuell und kommen in Sekundenschnelle.
Auch sprachbasierte Anfragen erleben einen starken Aufschwung: Nachdem Assistenten wie Siri und Alexa jahrelang nur mäßig angenommen wurden, verzeichnet ChatGPTs neuer Sprachmodus einen deutlichen Anstieg der Nutzung. Damit entsteht ein völlig neues, aber wenig überraschendes Nutzerverhalten: Reisende nutzen KI-Tools als persönliche Reiseberater. Sie sprechen oder schreiben mit ihr, lassen sich von ihr Hotels, Reiserouten und Erlebnisse empfehlen. Diese Entwicklung legt im Übrigen die Basis für neue Kundenerwartungen hinsichtlich Personalisierung und sofortiger Serviceverfügbarkeit.
Ein wesentlicher Grund für die schnelle Adaption des Nutzerverhaltens und die Akzeptanz liegt im Wunsch nach mehr Effizienz und ganzheitlicher Unterstützung. KI kann komplexe, offene Fragen („Was empfehlen Sie für eine zweiwöchige Familienreise nach Japan?“) präzise beantworten und unmittelbar eine strukturierte Antwort liefern, die manuell erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Zudem lassen sich KI-generierte Reisepläne flexibel anpassen, indem Nutzer:innen Rückfragen oder Änderungswünsche äußern („Bitte nur Flüge mit Lufthansa anzeigen“ oder „Was, wenn ich erst im Oktober reisen möchte?“). Diese dialogbasierte Interaktion ersetzt zunehmend die traditionelle Websuche.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die Integration von Hotelbuchungsfunktionen direkt in KI-gestützte Plattformen. Die KI-Suchmaschine Perplexity hat im März 2025 in Zusammenarbeit mit Selfbook und Tripadvisor eine Funktion eingeführt, die es Nutzern ermöglicht, Hotels direkt in Perplexity zu buchen. Durch die Kombination von Selfbooks Buchungs- und Zahlungstechnologie mit Tripadvisors Bewertungen und Inhalten können Nutzer in natürlicher Sprache nach Hotels suchen und diese direkt buchen.
Auch OpenAI hat im April 2025 ein bedeutendes Update für ChatGPT veröffentlicht, das vermutlich bald auch Hotels mit ChatGPT buchbar machen wird. Das Update ist eine Art Shopping-Funktion in ChatGPT, bei der Nutzer bei produktspezifischen Anfragen visuelle Ergebnisse mit Bildern, Preisen, Bewertungen und direkten Kaufmöglichkeiten erhalten. Zwar fokussiert sich diese Funktion derzeit auf Produkte wie Mode oder Elektronik, doch die Anwendung im Reisekontext liegt nahe.
Parallel dazu verändern Visa und Mastercard mit ihren KI-Commerce-Initiativen den Zahlungsvorgang grundlegend. Visa Intelligent Commerce ermöglicht KI-Assistenten, autonom Käufe zu tätigen, indem Nutzer virtuelle Zahl-Token hinterlegen. Die KI kann dann nicht nur Hotelangebote finden, sondern direkt und sicher buchen – inklusive personalisierter Zahlungsoptionen wie „Buy Now Pay Later“ oder Stablecoin-Zahlungen. Mastercard verfolgt mit Agent Pay eine ähnliche Strategie und ermöglicht Agenten, mittels tokenisierter Zahlungen direkt Transaktionen durchzuführen. Beide Technologien haben enormes Potenzial für Hotelbuchungen, denn sie könnten den gesamten Prozess von der Inspiration bis zur Zahlung in einem einzigen KI-Dialog bündeln.
Diese Entwicklungen zeigen, dass die Grenzen zwischen Inspiration, Suche und Buchung verschwimmen. Reisende erwarten zunehmend, dass sie ihre gesamte Reiseplanung – von der ersten Idee bis zur finalen Buchung – in einem einzigen, nahtlosen KI-gestützten Prozess durchführen können. Schon sehr bald werden wir mit KI Hotels suchen, finden und buchen.
Für Hotels bedeutet diese Entwicklung, dass traditionelle Strategien zur Sichtbarkeit im Internet neu gedacht werden müssen. Die entscheidende Frage lautet jetzt: Wie findet eine KI mein Hotel? Klassisches SEO, bisher vor allem auf Google ausgerichtet, wandelt sich nun zu „LLM Engine Optimization“ (LEO). Noch existiert kein etablierter Begriff, doch eins ist klar: Inhalte müssen für KI-Systeme ebenso verständlich wie für Menschen sein. Viele KI-Modelle greifen auf Bing als primäre Quelle zu – eine gezielte Optimierung für Bing könnte somit bereits jetzt Wettbewerbsvorteile sichern, zumindest kurzfristig.
Für Hotels entsteht aus diesen Veränderungen sowohl eine Herausforderung als auch eine große Chance. Um in der KI-dominierten Zukunft sichtbar zu bleiben, sollten Hotels:
Generative KI definiert gerade einen neuen Standard in Geschwindigkeit, Komfort und Individualität bei der Reiseplanung und Buchung. Hotels, die diese Technologien proaktiv integrieren und gezielt Partnerschaften eingehen, bleiben auch im KI-Zeitalter sichtbar, verbessern die Gästeerfahrung nachhaltig und stärken ihre Kundenbindung. Wir befinden uns in einem Wandel, und wer heute anfängt, KI-Technologien mit einem offenen und mutigen Mindset zu testen, legt die Basis für langfristigen Erfolg.