Die Zukunft der Websuche

Gepostet von:
Olga Heuser
am
16.7.24

Die Websuche der Zukunft: Warum ChatGPT Suchmaschinen nicht ablösen wird 

Generative Künstliche Intelligenz wird wahrscheinlich auf absehbare Zeit die Websuche radikal verändern - und damit auch die Art und Weise, wie potentielle Gäste Hotels im Netz finden und buchen. Gartner prognostiziert, dass das Suchvolumen bei Suchmaschinen bis 2026 um 25% sinken wird, aufgrund von KI-Chatbots und anderen virtuellen KI-Assistenten. Aber die Websuche der Zukunft wird nicht in OpenAI, sprich ChatGPT oder ähnlichen Tools erfolgen. Viel eher werden sich Suchmaschinen und Buchungsplattformen verändern. 

1. Interface der Zukunft: Chatbot

Die größten Suchmaschinen der Welt haben 2023 einen Wettlauf um die Nutzung von generativen KI-Algorithmen gestartet. ChatGPT wurde in Bing integriert, Google Gemini in die Suchmaschine Google und Ernie Bot in die chinesische Suchmaschine Baidu. Neue Suchmaschinen, wie Perplexity drängen auf den Markt und versprechen, die Websuche zu revolutionieren. Wie genau die Internetsuche der Zukunft aussieht, steht in den Sternen, aber es zeichnet sich ab, dass sie dialogbasiert, intuitiv und interaktiv wird. Das heißt, die Benutzerfläche (Interface) der Suchmaschine verändert sich, das Dialog-Interface wird voraussichtlich dominieren oder zumindest eine wesentliche Komponente der Websuche sein.

Der klassischen Websuche, wie wir sie heute kennen, fehlen die konkrete Einordnung, die individuelle Priorisierung und die Möglichkeit gezielter Rückfragen. Im Jahr 2024 kommen intelligente Reiseassistenten auf, die wie Chatbots funktionieren. Ein Dialog-Interface hat den Vorteil, dass ich ganz konkret (und komplex) sagen kann, wonach ich suche und die KI puzzelt alles für mich ein auf meine Anfrage zugeschnittenes Ergebnis zusammen. Wenn wir eine Reise planen, können wir beispielsweise sagen: “Ich fahre mit meiner Familie, 2 Erwachsene und 2 Kinder im Alter von 5 und 8 Jahren, im August für 4-6 Nächte in die französischen Alpen. Welche Orte sollten wir besuchen und welche Aktivitäten können wir mit den Kindern machen.” Auf diese Anfrage bekomme ich nun nicht eine Liste von Anzeigen, Links, etc., durch die ich mich durchklicken muss, sondern die KI stellt für mich die wichtigsten Aspekte zusammen und präsentiert mir ein konkretes Ergebnis. Dabei sind die Informationsquellen transparent. Denn nun habe ich die Möglichkeit, auf die Links zu gehen, aus denen die KI die Informationen gezogen hat, und kann mich auf den entsprechenden Webseiten weiter informieren. Und nun kann ich - und das ist ein immenser Vorteil im Vergleich zur klassischen Websuche - Nachfragen stellen und iterieren. Ich kann mit der KI zusammen im Dialog, die perfekte Reiseroute und die besten Aktivitäten zusammenstellen. 

So wird die Suche um Einiges schneller und einfacher. Nicht nur Suchmaschinen, auch Buchungsplattformen setzen auf Chatbots. Booking.com hat im Januar 2024 in den USA einen Chatbot integriert. Die traditionelle Such- und Buchungsmaske wurde um einen Chatbot ergänzt, dem man spezifische Fragen stellen kann, nachfragen, personalisieren und über Iteration zum idealen Suchergebnis gelangen kann.

2. Daten

Viele fragen sich, wie man das Search Game in Zukunft gewinnen wird. Wahrscheinlich wird es weniger kompliziert als wir denken, denn die Daten bleiben vorerst dort, wo sie sind. Der Booking.com Chatbot greift auf den Content von Booking.com zu. Google bleibt Google und neue Suchmaschinen wie Perplexity greifen auf den Content des World Wide Web zu (wie genau ist nicht klar, aber Anfang 2023 hat Perplexity.ai den Suchindex von Bing benutzt). Auch wenn ChatGPT eine Websuche durchführt, nutzt es dafür Bing. Deshalb werden wir weiterhin über Google und Booking.com und andere Plattformen buchen, die KI-Modelle sind ein Werkzeug, das aus den Daten das richtige Ergebnis herausgesucht und die Puzzlestücke einer komplexen Suche für den Nutzer zusammenfügt. Das heißt, wir suchen über die bereits bekannten Plattformen oder Suchmaschinen, aber KI wird die Hotelsuche einfacher und personalisierter machen.

Ein neues Medium entwickelt sich i.d.R. mit dem Content des alten Mediums (Marshall McLuhan). Als Beispiel im neuen Jahrtausend ist das Internet ein Medium, dessen Inhalt verschiedene Medien umfasst, die ihm vorausgingen – die Druckpresse, das Radio und bewegte Bilder. 

Eine große Herausforderung ist aktuell der Umgang mit KI-generiertem Content, mit dem das Internet seit über einem Jahr geflutet wird. Suchmaschinen und Social Media Plattformen werden zukünftig noch mehr darauf achten, dass Content vor allem eine hohe Qualität aufweist, wirklich hilfreich und vertrauenswürdig ist. Qualität ist weiterhin das Wichtigste, wenn man bei Suchergebnissen ganz oben stehen möchte. Hinzu kommt Struktur. Je leichter eine Website von KI auslesbar ist, desto besser werden die Ergebnisse, die eine KI daraus extrahiert.

Außerdem wird eine Unterscheidung zwischen echten und KI-generierten Inhalten unabdingbar sein. Sicherlich wird es schon bald eine Kennzeichnungspflicht geben, wie bspw. das Anbringen von Wasserzeichen, mit denen KI-Inhalte gekennzeichnet werden. Das wird auch beeinflussen, wie Suchmaschinen solche Inhalte auswerten und anzeigen werden. 

3. Mixed Reality

Ein weiterer Grund, weshalb wir weiterhin über die bekannten Plattformen und Suchmaschinen suchen werden, sind visuelle Eindrücke. Momentan verlassen wir uns auf Fotos und Videos, aber vielleicht wollen wir in Zukunft mehr Informationen, bevor wir eine Buchung tätigen. In diesem Kontext wird eine Mixed Reality eine immer größere Rolle spielen. Das heißt, dass die analoge Welt um virtuelle Erlebnisse ergänzt wird. Dabei handelt es sich also nicht wie beim Metaverse um eine dauerhafte virtuelle Welt, in der wir uns aufhalten, sondern die Mixed Reality wird uns punktuell besondere Erlebnisse bieten, wie z.B. die Möglichkeit das Menu im Restaurant als wechselnde Gerichte auf einem virtuellen Teller vor uns zu sehen. Für die Tourismusbranche birgt das enormes Potenzial für Marketing, Vertrieb, Markenwahrnehmung und Markenbindung.

Für Hotels bietet das einen Grad der Immersion, den eine Broschüre oder eine 2D-Website nicht bieten kann. Gestern haben wir noch mit Papierkatalogen gebucht. Heute tun wir es auf Booking.com oder der Hotel-Website, und morgen werden wir unsere Vision Pro aufsetzen und im Hotel herumlaufen.